DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG
von Ödön von Horváth

mit Textauszügen aus
„CASANOVAS HEIMFAHRT“
von Arthur Schnitzler


Horváth schrieb sein Stück „Don Juan kommt aus dem Krieg“ 1936 noch unter dem Einfluss des 1. Weltkriegs und im Angesicht des bevorstehenden 2. Weltkriegs.

Don Juan kehrt von der Front des 1. Weltkriegs zurück und ist davon überzeugt, dass er durch die zutiefst existenziellen Erlebnisse dort ein besserer Mensch geworden ist. Das Stationendrama begleitet den heimkehrenden Don Juan auf seinem Weg zu seiner Braut, die er zu Beginn des Krieges schmählich hat sitzen lassen, doch er glaubt fest daran, dass sie auf ihn wartet und ihm bis dahin ihre Treue hält. Don Juan wird auf seiner Suche nach ihr immer wieder von Flashbacks heimgesucht, in denen er in anderen Frauen seine Braut wiedererkennt. Auch sein Herz macht ihm zu schaffen. Auf dem Weg begegnet er 35 Frauen jeglichen Alters und es beginnt ein heftiger Kampf in ihm zu toben, den Versuchungen nachzugeben oder standhaft zu bleiben. Doch was ist es nur, was all diese Frauen immer wieder zu Don Juan hinzieht? Und weshalb sie ihm alle erliegen? Dieser Frage geht Horvath in diesem Stück nach.

Das Drama von Horváth wird ergänzt mit Textausschnitten aus der Novelle „Casanovas Heimfahrt“ von Arthur Schnitzler.

„Don Juan sucht immer die Vollkommenheit, also etwas, was es auf Erden nicht gibt. Die Frauen wollen ihm, und auch sich selbst, immer wieder beweisen, dass er alles, was er sucht, auf Erden finden kann. Erst da sie es schaudernd ahnen, dass er nicht das Leben sucht, sondern sich nach dem Tode sehnt, schrecken sie vor ihm zurück. Die tragische Schuld Don Juans ist, dass er seine Sehnsucht wieder vergisst oder gar verhöhnt, und so wird er zum zynischen Opfer seiner Wirkung, aber nicht ohne Trauer.“ (Horváth)

Don Juan gilt als Archetypus des Frauenhelden und ist schon vielfach interpretiert worden - in Romanen, der bildenden Kunst, im Theater und Film. Der Stoff des Don Juan wird in der vergleichenden Literaturwissenschaft als südeuropäische Ergänzung von Goethes Faust gesehen. Er basiert auf einer Sage, die noch älter als die des der dem Goethe’schen Faust zugrundeliegende Stoff ist, und deren Ursprung im spanischen Kastilien liegt. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, ob es sich um eine historische Person handelt, die wirklich existierte, oder ob es eine Phantasiegestalt ist. Die ersten Bearbeitungen des Don Juan erfolgten bereits am Anfang des 17. Jahrhunderts, u.a. schrieb auch Molièere seinen „Don Juan“ im Jahre 1682.

Bei Casanova handelt es sich um eine historische Figur, die ebenfalls berühmt wurde durch ihr ausschweifendes Liebesleben und die als Vorlage für eine Vielzahl an literarischer und Filmischer Verarbeitung diente. Anders als die Figur des Don Juan hat es Giacomo Casanova (1725 – 1798) tatsächlich gegeben. Casanova ist in Schnitzlers Novelle, die 1918 in Berlin erschien und im Jahre 1778 spielt, ein ermüdeter und in die Jahre gekommener Heimkehrer, an dem das Leben seine Spuren hinterlassen hat.

Besetzung

 

Don Juan
Erzählerin
35 Frauen

Sebastian Lindner, Martin Tkocz
Kristin Erlei

Lina Wissing, Secil Sögütoglu, Stephanie Monceau, Angelika Löfflat, Karin Flaake, Vjollca Berisha

Regie
Bühne + Kostüme
Licht
Sound
Layouts/Grafiken
Öffentlichkeitsarbeit
Regina Busch
Marielle Sokoll
Jan Hartmann, Thomas Wortmann
Frank Marheineke
Renate Maier
Dörthe Krohn, Orlando Krohn

 

Gefördert vom Kulturamt Frankfurt


 

In Kooperation mit dem Internationalen Theater

Szenenfotos

Die Fotos vergrößern sich auf Klick. Fotograf: Frank Marheinke

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. September 2017, Autor Jürgen Richter :
Der Zynismus der Galanterien – Der Krieg ist aus, nicht alle Männer sind wieder da. Aber der eine, der es nicht verdient hat, konnte Verwundung und Spanische Grippe überstehen. Und jene, die Opfer oder Zeugen seiner Schandtaten waren, bereiten dem Verführer, Betrüger und Herzensbrecher einen nicht erfreulichen Empfang. Zu besichtigen ist ein Panorama gespaltener Figuren, die sich das Gegenteil vornehmen von dem, was sie dann tun. Und sie alle sind ohne Altersunterschied willkommene Objekte für den Jäger, dessen zwiespältiger Charakter hier konsequent mit doppelter Besetzung hervorgehoben wird.

Projekte des
Regina Busch Ensembles

  • "Hexenjagd"
    Premiere: 13.ß3.2009 + 14., 15.03. im Internationalen Theater Frankfurt
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  • "Bernarda Albas Haus"
    Premiere: 10.09.2010 + 11., 12.09. im Internationalen Theater Frankfurt, Katholische Gemeinde Königstein
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  • "Medea versus Medea.Stimmen"
    Premiere: 14.09.2012 + 15., 16.09. im Internationalen Theater Frankfurt
    Weitere Vorstellungen in der Stadtteilbibliothek F-Sachsenhausen
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  • "Das letzte Feuer"
    Prermiere: 19.09.2014 + 20., 21.09. im Internationalen Theater
    Weitere Vorstellungen im Frankfurter Autoren Theater, Keller-Theater, Stadtteilbibliothek F-Sachsenhausen
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  • "Don Juan kommt aus dem Krieg"
    Premiere: 22.09.2017 + 23., 24.09. im Internationalen Theater
    Weiter Vorstellungen im Frankfurter Autorentheater, Kulturhaus am Zoo (ehemals Katakombe),
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  • "Nitribitt: RELOADED"
    Premiere: 30.09.2020 + 31.09., 01.10.2020 im Internationalen Theater
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  • „Eva Demskis ‚Scheintod‘: eine Suche“
    2.5.2021, 18 Uhr + 3.5.2021, 20 Uhr im Internationalen Theater Frankfurt
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